Martin Wenzel
Geboren 1979
Reisestipendium der Hessischen Kulturstiftung 2017/2018:
Ghana
Der Bildhauer Martin Wenzel reiste ins westafrikanische Ghana, um dort die Herstellungstechniken und Formsprache der Sargbaukunst zu erlernen. Im Atelier von Kudjoe Affutu (*1985), einem international bekannten, innovativen Sargbaukünstler aus der Region Greater Accra, schuf Wenzel mehrere Objekte, die von der dortigen Kultur und Alltagserfahrungen inspiriert sind.
Seit Mitte des 20. Jahrhunderts gestalten die Ga, ein Volk im Süden Ghanas, für Bestattungen figürliche Särge, die das Leben oder die Wünsche des Verstorbenen repräsentieren. Dies geht auf ein Verbot der britischen Kolonialmacht zurück, Tote unter dem Wohnhaus zu bestatten. Der Tod stellt für die Ga nichts Endgültiges dar. Vielmehr wird das Leben im Jenseits entsprechend des gesellschaftlichen Status und der Exklusivität des Sarges fortgeführt.
Wenzels Werk pendelt zwischen angewandter und freier Kunst, dem vorgefundenen wie dem von ihm gestalteten Objekt. Der Absolvent der Hochschule für Gestaltung Offenbach und der Städelschule Frankfurt zielt darauf, den Dingen durch formale Abweichungen eine andere Geschichte als die augenscheinliche abzugewinnen.
Für seine Ausstellung Bonus Level im ehemaligen Luftschutzkeller des Atelierhauses basis e.V. (2017) entkleidete der Künstler vor Ort gefundene Dinge – Feuerlöscher, Spinnweben, Schriftzüge in Tannenberg-Typografie oder Einbauschränke – ihrer Funktion, indem er sie farblich verfremdete und zu andersartigen Szenarien arrangierte.