© Toba Khedoori, Regen Projects and David Zwirner, Foto: Tim Nighswander
Toba Khedoori: Untitled (branches 1), Öl auf Leinen, 80,6 × 105,1 cm, 2011–2012, Fridericianum ©

editorial

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

was ergibt eigentlich noch einen Sinn? Auf wie viele Sinne dürfen wir uns zur Beantwortung dieser Frage verlassen – die klassischen fünf, okkulte sechs oder zehn und mehr, wie sowohl Neurowissenschaftler als auch Philosophen behaupten? Und die wichtigste von allen Fragen: Haben wir sie noch alle beieinander? Eine Antwort auf die letzte Frage können Sie sich freilich nur selbst geben, aber Empfehlungen zum Abzählen der Sinne finden Sie im Innern unserer neusten maecenas-Ausgabe.

Die sensorischen Qualitäten von Material und sein Sich-Einschreiben in alltägliche Funktionen im Haushalt, beim Wohnen und Arbeiten wird man an den Autorenobjekten in der Ausstellung Kunsthandwerk ist Kaktus im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main studieren können. Die kommende erste Einzelausstellung in Deutschland der Künstlerin Thoba Khedoori im Fridericianum in Kassel kann man als eine Herausforderung für den betrachtenden Blick bezeichnen, dessen Wahrnehmung von Kunst, Realität und ihren Überlagerungen auf hohem Niveau hinterfragt wird. In das strömende Denken Joseph Beuys’ lässt sich in einer spektakulären Ausstellung in Darmstadt eintauchen. Das Landesmuseum zeigt analog und digital Beuys’ verlängerten Ulysses und die damit verknüpften Wahrnehmungsfelder des Künstlers erstmals in Gänze. Im Nassauischen Kunstverein in Wiesbaden deklinieren Städelschülerinnen und -schüler aus der Klasse von Professorin Haegue Yang das taktile Vokabular der Kunst in der Ausstellung Touch Release und beschäftigen sich mit Themen wie Nähe und Entfernung, Berührung, Raum und Körper. Im Interview berichtet unser Stipendiat Raul Walch von seiner künstlerischen Arbeit, in der er sich in teils riesigen textilen Arbeiten mit der Wahrnehmung, den Problemen und Herausforderungen von prekären, bedrohten oder vergessenen Gemeinschaften auseinandersetzt. Mit seinen genreübergreifenden Arbeiten im öffentlichen Raum schafft er neue Wahrnehmungsräume für alternative Realitäten.

Stipendien der Kulturpakete I + II des Landes Hessen: Auf der neuen Internetseite augenblick-kultur.de finden Sie spannende Ergebnisse der Projekte und Interviews mit Künstlerinnen und Künstlern der Arbeits-, Projekt- und bald auch Brückenstipendien.

Im Sommer konnten wir die Künstlerinnen und Künstler des neuen 15. Turnus persönlich kennenlernen – ein besonderes Vergnügen für uns alle. Endlich konnte auch Julia Haller das Atelier in New York beziehen. In Paris haben wir Elif Erkan in unserem Atelier in der Cité besucht und einen kleinen Abstecher zur Ausstellung unserer ehemaligen Stipendiatin Anne Imhof im Palais de Tokyo gemacht. Stefan Cantante verlässt nach einem von Quarantäne und Brexit geprägten Jahr das Londoner Atelier, in das Laura Langer im November einziehen wird.

Eine anregende Lektüre und einen bunten Herbst wünscht Ihnen

Eva Claudia Scholtz
Geschäftsführerin der Hessischen Kulturstiftung

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