verortet
Wie das Selfie als moderne Variante des Porträts, so kann man sich auch eine Zeichnung als Vorläufer von fotografisch festgehaltenen Partygemeinden vorstellen: Ein solches Gruppenbild in verschiedenen Fassungen gehört zu den Hinterlassenschaften des deutschen Romantikers Carl Philipp Fohr (1795 – 1818), der 1817/18 seine Künstlerkollegen im berühmten Antico Caffé Greco in Rom skizzierte. Das 1760 gegründete Kaffeehaus an der Via Condotti war so etwas wie die ständige Vertretung für wohl alle Romreisenden aus den nordeuropäischen Ländern, die Anlaufstelle für ausländische Künstler, Intellektuelle und deren Publikum. Legendär bis heute, ist das Greco künstlerisch und literarisch vielfach verewigt.
Auch die so genannten Deutschrömer, von Winckelmann, Mengs und Goethe bis zu Joseph Anton Koch, Friedrich Overbeck und Philipp Veit zur Zeit von Fohrs Aufenthalt, trafen sich an diesem Ort. Mit dem Lebenswerk des 1795 in Heidelberg geborenen Malers und Zeichners, der in Italien einen ganz eigenen, frühmodernen Stil vor allem in der Landschaftsdarstellung entwickelte, hat sich Dr. Peter Märker eingehend beschäftigt. Der ehemalige Leiter der Graphischen Sammlung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt legt jetzt eine Monografie mit kritischem Werkverzeichnis vor, die Œuvre und Biografie des bereits mit 22 Jahren verstorbenen Künstlers erstmals vollständig darstellen und kunstwisssenschaftlich kommentieren.
Bekannt sind aus Fohrs Hand nur sieben Gemälde, aber rund 950 Zeichnungen, Aquarelle und Druckgrafiken, die zu weiten Teilen in den Sammlungen des Frankfurter Städel Museums und des Hessischen Landesmuseums Darmstadt aufbewahrt werden. Die umfassende Publikation zu einem der wichtigsten Vertreter der deutschen Romantik erscheint im Sommer 2015 im Hirmer Verlag, München.
- Peter Märker
- Carl Philipp Fohr 1795 – 1818. Im Unvollendeten vollendet
- Monografie und kritisches Werkverzeichnis
- ISBN 978-3-7774-2174-2