Nina Tobien
Geboren 1974
Residenzstipendium der Hessischen Kulturstiftung 2013/2014:
Istanbul
Die Designerin und Künstlerin Nina Tobien sammelt Geschichten und Erzähltechniken, die sie systematisch recherchiert und archiviert, um dann mit diesem Material aus unterschiedlichsten Quellen eigene multimediale Ensembles und performative Installationen zusammenzustellen: Tales to warp your mind.
Kulturformen des Erzählens waren auch Gegenstand ihres Stipendienaufenthaltes im Atelier Istanbul, das für den Stipendienturnus 2013/14 neu eingerichtet wurde. Nina Tobien war dort als Erste für ein Jahr zu Gast. Sie hat sich vor Ort mit den traditionellen orientalischen Erzähltechniken beschäftigt, zum Beispiel dem Dastangoi, der Erzählkunst der Urdu, und speziell türkischen Formen des Geschichtenerzählens wie Orta Oyunu, Karagöz, Aşık und Meddahlık. Diese mündlich überlieferten, immateriellen Formen, die teilweise in der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgeführt werden, sind vergleichbar mit der Technik und Textur gewebter und geknüpfter Textilien. In den Mustern türkischer Kelims verbildlichen sich die beim Weben erzählten Geschichten.
Nina Tobien ist diesen Zusammenhängen nachgegangen: Sie hat Kontakte geknüpft zur Marmara Universität der Künste, ist gemeinsam mit einer Professorin für traditionelle türkische Textilkunst durch Anatolien gereist und hat schließlich die Techniken des Webens, Knüpfens und Färbens erlernt. Während der Biennale Istanbul im Sommer 2013 öffnete Tobien ihr Atelier für Passanten und Anwohner und nahm mit einem auf der Straße gefundenen alten Tape-Recorder deren Geschichten auf.
Eine Dokumentation dieser umfangreichen Recherchen und Sammlungen ist in Vorbereitung.