sommer 2011
Käsekiste. 5 Tage mit Erwin im Mercedes 220 durch Hessen u. Franken gebraust, im Auto gekocht, gearbeitet u. geschlafen. Dazwischen weite Wanderungen. Dann in Köln, große Etrusker-Ausstellung, japan. Museum, im Dom die hl. 3 Könige! Unsagbar schöne Fahrt im Gewittersturm durch die wolkenumdampften Vulkane d. Siebengebirges. Hier viel merowingische Burgen u. neue Ausgrabungen gesehn; nachts über Wetzlar, die rotflammenden Hochofen. Morgen Edersee-Göttg. Ich spiele viel, teils wohltemp. Klavier, teils elektr. Eisenbahn. Und eine himmlische Schaukel! Großer Garten! Erdbeeren in Mengen, Kerbelsuppe! Es kam ein Direktor v Siemens, erzählte von s. Weltreise. Schl. behandelte Furtwängler, der die letzten 2 Jahre taub war. Geht bald nach Kairo. Fand im Garten alte Käsekiste: „Wanderer, kein anderer“, sandte sie Dieter, darin eine sibirische Päonia paradoxa et anomala. – Muss erst lange ausschlafen, war nie 8 Tage so faul, aber es waren große Tage. Herzlichst HJ
Hans Jürgen von der Wense
Postkarte an Heddy Esche
Gießen, 19. Juni 1956
Physiker. Nach einer Autofahrt durch die Lüneburger Heide wurde ein Göttinger Physiker von Freunden gefragt, ob die Schafe dort schon geschoren seien. Seine Antwort war: „Auf der mir zugewandten Seite nicht.“
Hans Jürgen von der Wense
Postkarte an Hartwig Eickhoff
Göttingen, 25. Oktober 1962
Der Schriftsteller, Übersetzer, Komponist und Universalgelehrte Hans Jürgen von der Wense (1894 – 1966) wurde in Ostpreußen geboren und lebte seit 1932 in Hessen. Sein umfangreiches, in die Literatur-, Musik-, Kunst-, Geschichts- und Regionalwissenschaft reichendes Werk besteht aus einem von ihm selbst angelegten, enzyklopädischen Archiv, dazu aus unzähligen Mappen und Ordnern mit Briefwechseln, eigenen Kompositionen, Übersetzungen und Nachdichtungen von außereuropäischen Texten in rund 100 Sprachen und entlegenen Dialekten.
Beide Texte aus: Hans Jürgen von der Wense: Von Aas bis Zylinder. Werke 1 und 2, hrsg. v. Reiner Niehoff und Valeska Bertoncini. Zweitausendeins Versand Dienst GmbH, Frankfurt am Main, 2005. Werke 1, S. 594/4; Werke 2, S. 958.