expansiv
Fragile
Porzellan ist seit seiner Erfindung ein Politikum. Das so genannte weiße Gold, dessen technische Herstellung in China bereits im 7. Jahrhundert gelang, avancierte im Europa des 18. Jahrhunderts zum spektakulären Repräsentationsobjekt in der höfischen Tafelkultur. Mit der Rezeptur eines eigens zum Forschen inhaftierten Apothekers und eines Physikers begründete der sächsische Kurfürst August der Starke eine völlig neue künstlerische und wirtschaftliche Branche: 1710 eröffnete in Meißen die erste Porzellanmanufaktur auf europäischem Boden. In der Folge entstanden zahlreiche Produktionsstätten an allen führenden Königs- und Fürstenhöfen, die zum Teil bis in die Gegenwart für weltweite Absatzmärkte arbeiten. Die zerbrechliche Ware spielt(e) traditionell auch als kommunikative Währung in der internationalen Politik und Diplomatie eine gewichtige Rolle.
Eine der bedeutendsten Sammlungen zur 300-jährigen Porzellangeschichte beherbergt das Staatliche Keramikmuseum Schloss Kuskowo in Moskau. Mehr als 700 Exponate aus dessen Bestand sowie Leihgaben aus weiteren russischen Museen sind zurzeit an zwei Ausstellungsorten erstmals in Hessen zu sehen. Mit Tafel- und Dekorationsporzellanen aus dem russischen Zarenreich sind für einige Monate die Tische im Bad Homburger Schloss gedeckt, während das Museum für Angewandte Kunst Frankfurt mit künstlerischem und Gebrauchsdesign der Revolution und frühen Sowjetunion aufwartet. Die parallelen Präsentationen zeigen sehr eindrucksvoll die bildmediale Bandbreite eines Kulturproduktes in politischer Mission.
- Fragile – Die Tafel der Zaren und das Porzellan der Revolutionäre
- Bis 31. August 2008
- Doppelausstellung:
- Museum für Angewandte Kunst Frankfurt
- Schaumainkai 17, 60594 Frankfurt am Main
- Schloss Bad Homburg
- www.fragile-ausstellung.de