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Deadline: 30. September 2024

Reise- und Residenzstipendien der Hessischen Kulturstiftung
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Editorial

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

zeitlos sein – wie wäre es wohl, nicht von einem Takt bestimmt zu werden, über Terminschienen und Wiederholungsmühlen hinwegzugehen? Versetzt zur disziplinierenden Zeitordnung der Alltagsexistenz – eine attraktive Vorstellung, nicht synchronisiert zu sein, die Zeit dem persönlichen Rhythmus anzupassen. Das Bedürfnis derer, die der abstrakten Ordnung und dem verbindlichen Takt den Vorzug geben, trifft diese Vorstellung vermutlich nicht. Einerlei, welchen Persönlichkeitsstil man pflegt, mehr, als dann und wann mal uhrzeitlos sein, ist praktisch nicht drin – doch immerhin. Auch jene Zeitlosen, die an der No Time gearbeitet haben sollen, stehen am Ende des Tages mit beiden Füßen auf dem Boden der „bürgerlichen Zeit“. Doch es gibt sie, die wahren Zeitlosen, die sich nicht an die geltende Ordnung von Zeitskalen halten. Diese verpflanzen den Frühling in den Herbst und besorgen das reguläre Herbstgeschäft im Frühjahr; sprich, sie blühen und bilden Samen außerhalb der Zeit und sind, mit Friedrich Rückerts Worten, „hierin der Blumen Widerspiel“. Was unter dem Namen Herbstzeitlose als blassviolette Blüte ohne Blatt, quasi nackt, die zeitliche Verschiedenheit so prächtig bis November darbietet, trägt – was allgemein bekannt sein dürfte – ein tödliches Gift. Die wenigsten aber dürften wissen, dass die krokusähnliche Blume ein Kapitel der historischen Taschenlosigkeit der Frau mitverantwortet. Als „Ligne Corolle“ oder „Colchique“ hat sie den New Look der Nachkriegsjahrzehnte, bei dem die Röcke an umgedrehte Blütenkelche erinnern, mitgeformt. Von Eingriffstaschen – dem Privileg des Mannes – war der reaktionäre Zuschnitt des Blütenkelchs weit entfernt, die Handtasche ergänzte die durch Miedergürtel eingeschnürte Taillenkontur. Apropos: Tasche und Trivialnamen für die Herbstzeitlose zielen sprachgeschichtlich unter die weibliche Gürtellinie. Sie teilen sich gleiche historische Namen mit Genitalbezug, die – hier nicht zur Wieder­holung geeignet – Weiblichkeit verächtlich machten, wo man(n) sie als bedrohlich ansah: als zügellos, einverleibend, todbringend. Vom Blumenblütensujet oder -klischee sagten sich im Nachkrieg die „informellen“ Künstlerinnen los, die mit neuen Praktiken der Abstraktion in ein männerdominiertes, körperbetontes Metier eintraten. Im Widerspiel von Torselett und Tasche entwickelten Aktion und befreite Geste, ob kraftvoll oder feingliederig, eigenständige weibliche Positionen – vom männlich ge­triebenen Kunstgeschehen jedoch weitgehend verdeckt. Auf historisch gewachsene Ungleichheiten blicken wir in dieser Ausgabe. Mit einigen Anregungen zum Herbst laden wir Sie dazu ein, manche Tage aus dem Zeitkorsett zu lösen und diese in genialer Herbstzeitlosigkeit zu verbringen.

Ich wünsche Ihnen eine kurzweilige Lektüre!

Eva Claudia Scholtz
Geschäftsführerin der Hessischen Kulturstiftung

ausstellungen unserer stipendiat:innen

06. 09. 2024 – 
08. 10. 2024
Britta Lumer NO EGO · Galerie Perpétuel · Oppenheimer Straße 39, 60594 Frankfurt am Main
31. 08. 2024 – 
29. 09. 2024
Christiana Protto Nach Kairo · Stadtgalerie Bad Soden am Taunus, Badehaus im Alten Kurpark · Königsteinerstrasse 86, 65812 Bad Soden am Taunus
30. 08. 2024 – 
22. 09. 2024
Britta Lumer und andere Mehr als die Summe der Teile · AusstellungsHalle · Schulstraße 1A, 60594 Frankfurt am Main
10. 08. 2024 – 
08. 09. 2024
Fides Becker und andere IKON/ IKONE / KULTBILD · Designhaus Darmstadt · Eugen-Bracht-Weg 6, 64287 Darmstadt
26. 07. 2024 – 
01. 11. 2024
Max Brück und Tatjana Stürmer PATTERNS OF ACCUMULATION · Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main · Zum Gottschalkhof 3, 60594 Frankfurt am Main
02. 07. 2024 – 
29. 12. 2024
Herbert Warmuth Arzneipackungen – Interventionen im Museum Wiesbaden · Museum Wiesbaden · Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur · Friedrich-Ebert-Allee 2, Wiesbaden
08. 06. 2024 – 
01. 09. 2024
Anne Imhof KUB 2024.02 · Kunsthalle Bregenz · Karl-Tizian-Platz, 6900 Bregenz, Österreich
29. 05. 2024 – 
22. 09. 2024
Laura Padgett, Laura Schawelka, Susa Templin, Wagehe Raufi und andere Stadt der Fotografinnen. Frankfurt 1844 – 2024 · Historisches Museum Frankfurt · Saalhof 1, 60311 Frankfurt am Main
19. 01. 2024 – 
29. 12. 2024
Nasan Tur Suppose You Are Not · ARTER – space for art · Irmak Caddesi No. 13 Dolapdere Beypglu, 34435 Istanbul, Türkei

termine und veranstaltungen

11. 10. 2024 – 
26. 01. 2025
InformELLE Künstlerinnen der 1950er/60er-Jahre · Hessen Kassel Heritage, Neue Galerie · Schöne Aussicht 1, 34117 Kassel
13. 07. 2024 – 
13. 10. 2024
Rachel Mclean Mama Mimi Duck · Kunsthalle Gießen · Berliner Platz 1, 35390 Gießen
12. 07. 2024 – 
13. 10. 2024
CASABLANCA ART SCHOOL · SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT · Römerberg, 60311 Frankfurt am Main
17. 05. 2024 – 
31. 01. 2025
Naturgefühl und Wissenschaft. Landgräfin Karoline von Hessen-Darmstadt zum 250. Todestag · Jagdschloss Kranichstein · Kranichsteiner Straße 261, 64289 Darmstadt
09. 05. 2024 – 
13. 10. 2024
IMAGINARIUM · GRIMMWELT Kassel · Weinbergstr. 21, 34117 Kassel









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    Die Hessische Kulturstiftung begrüßt die Stipendiat:innen des Turnus 2023/24. 
    Die Hessische Kulturstiftung hat an fünfzehn Künstlerinnen und Künstler Stipendien für freie Reisevorhaben und einjährige Aufenthalte in den stiftungseigenen Ateliers in London, New York, Paris und Istanbul vergeben.

    V. l. n. r. und h. n. v., Reihe 1: Enad Marouf (Reisestipendium nach Ägypten, Libanon und Jordanien), Tatjana Stürmer (Reisestipendium New York), Leda Bourgogne (Atelierstipendium London), Levin Oehler (Atelierstipendium Istanbul), Johannes Büttner (Reisestipendium nach Paraguay, Honduras und Brasilien), Reihe 2: Béla Feldberg (Atelierstipendium New York), Wagehe Raufi (Atelierstipendium Paris), Tanya V. Abelson (Atelierstipendium London), Shaun Motsi (Reisestipendium nach Simbabwe), Sonja Sofia Yakovleva (Atelierstipendium Istanbul), Reihe 3: Elif Saydam (Atelierstipendium New York), Valentina Knežević (Reisestipendium Bosnien und Herzegowina, Kroatien), David Moser (Atelierstipendium Paris), Peyman Rahimi (Reisestipendium in den Iran) / {Auf dem Foto fehlt: Ben R. Clement (Reisestipendium in die Türkei, nach Malta, Sardinien und Korsika)}