Jan Schmidt
1973
travel scholarship der Hessischen Kulturstiftung 2019/2020:
Uruguay
Für seine Reise nach Uruguay wählte Jan Schmidt eine mehrwöchige Überfahrt mit einem Frachtschiff. Er versteht die Passage als langsame Annäherung an sein Reiseziel. Ausgestattet mit einfachen Materialien und Werkzeugen wie Murmeln, Wasserwaage, Kreide, Hammer, Glaspipetten und Aquarellpapier führte er seine künstlerische Praxis auf dem Meer unter neuen Bedingungen fort. Bis Redaktionsschluss befand sich der Künstler auf dem Schiff. In Uruguay angekommen, wollte er der Geschichte deutscher Auswanderer und ihrer Sehnsucht nach einem selbstbestimmten Leben nachspüren.
Prinzipiell basieren die Arbeiten des in Wiesbaden geborenen Bildhauers Jan Schmidt auf außergewöhnlich zeitintensiven Material- und Formuntersuchungen. Er assoziiert seine künstlerische Arbeit mit dem Topos des Forschers und ästhetisiert in seinen Werken wissenschaftliche Arbeitsprinzipien. Schmidt arbeitet mit Verfahren der Nummerierung und der Sammlung, mit standardisierten Versuchsanordnungen oder Materialbefragungen. Die stofflichen Qualitäten der bildnerischen Materialien und ihr Veränderungspotenzial faszinieren den Künstler.
Für die Videoarbeit Ohne Titel (2017) rieb er über sechs Monate täglich zwei Drahtbürsten mehrere Stunden gegeneinander. Für eine Ausstellung sägte der Künstler dünne Schlitze in einen Holzblock, den er täglich ein Stück versetzte. Auf dem Boden entstand in der Folge eine ephemere Raumplastik aus feinem Sägemehl, die in ihrer visuellen Uniformität den täglichen Ablauf des Sägens und seinen zeitlichen Verlauf anschaulich machen sollte. Das skulpturale, dauerhafte Gegenstück dieses prozesshaften plastischen Arbeitsprinzips waren die filigranen Kerben und hölzernen Membranen des übrig gebliebenen Holzblocks.
Jan Schmidt im maecenas-Interview
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