© Foto: Bernd Fickert / DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Nachlass Maximilian Schell
DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Maximilian Schell: Filmstill aus Judgment­­ at Nuremberg mit Maximilian Schell als Hans Rolfe, 1961, Regie: Stanley Kramer ©



extrovertiert

„Go home to Mama Schell and learn some manners“, schimpft Marlene Dietrich (1901 – 92) über ihren Gesprächspartner in dem Dokumentarfilm, den Maximilian Schell (1930 – 2014) 1984 über die zurückgezogen in Paris lebende Diva verwirklicht. Schell dreht am Ende einen Film, der ohne aktuelle Aufnahmen seiner Protagonistin auskommen muss. Es wird auch ein Film über die Schwierigkeiten, das Bild und die Wirklichkeit der weltberühmten und verehrten Schauspielerin und Sängerin lediglich aus Gesprächsausschnitten und Filmszenen zu rekonstruieren und in einen erhellenden, intimen Bezug zum gesprochenen Wort zu bringen. Marlene Dietrich war mit dem Endergebnis alles andere als zufrieden. Erst eine Nominierung für die höchste Auszeichnung Hollywoods stimmte den Star versöhnlich gegenüber dem eigenwilligen Por­trait, das Schell von ihr skizzierte.

In einem kubischen, von milchig weißem Licht erhellten Raum der Ausstellung Maximilian Schell im Frankfurter Filmmuseum taucht der Besucher ein in die Atmosphäre des Pariser Interviews und lauscht dem Gespräch Schells mit Marlene Dietrich. So verwandelt sich das Interview im Kontext der Ausstellung in ein Doppelporträt – dem der Dietrich und des Künstlers, Regisseurs und Menschen Maximilian Schell.

Chronologisch markiert Schells Dokumentarfilm Marlene die Mitte einer mehr als 60 Jahre währenden Karriere im Filmgeschäft des ausgezeichneten österreichischen und schweizer Theater-, Filmschauspielers und Regisseurs, dessen Nachlass mit Mitteln der Hessischen Kulturstiftung 2016 für das DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum gesichert werden konnte. Ein substanzieller Zuwachs, der sich bereichernd mit der Sammlung des Hauses verschränken lässt.

Bis April ist die Ausstellung zu sehen, die anhand von Filmausschnitten, Zeitungsartikeln und persönlichen Dokumenten und Objekten eine beeindruckende Schauspielkarriere nachzeichnet und mit einer begleitenden Publikation, teils in faksimilierten Briefen, über ein halbes Jahrhundert internationales Filmbusiness und die Produktion zahlreicher Filme dokumentiert. Die Ausstellung entwickelt ein Porträt, das in seiner Suche nach dem private face, dem Menschen und Schauspieler Maximilian Schell auch das public face, die öffentliche Person, den bildenden Künstler, Musiker, Kunstsammler und Literaten zeigt – und damit den universalen Anspruch, mit dem Schell sein künstlerisches Wirken begriff.

  • Maximilian Schell
  • bis 19. April 2020
  • DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum
  • Schaumainkai 41, 60596 Frankfurt
  • Telefon +49 69 961220220
  • Öffnungszeiten: Di, Mi, Do, Sa, So 10 – 18 Uhr, Fr 10 – 20 Uhr
  • www.dff.film