© Patrik Thomas, THE RANDOM COLLECTIVE
Patrik Thomas, Installationsansicht HOTEL DESTERRO im Palazzo Medici Riccardi, Florenz, im Zuge von Lo schermo dell’arte, 2017, ©



Patrik Thomas

1986

travel scholarship der Hessischen Kulturstiftung 2021/2022:
Brasilien

Der Medienkünstler und Filmemacher Patrik Thomas hat 2018 sein Studium als Meisterschüler von Olaf Nicolai, Julian Rosefeldt und Klaus vom Bruch an der Akademie der Bildenden Künste in München beendet. In seiner künstlerischen Praxis bewegt sich Thomas zwischen dokumentarischen und fiktionalen Erzählweisen. Mit ihnen versucht er herauszufinden, wie soziale Räume, geografische Grenzen und Architektur auf Menschen und gesellschaftliche Strukturen wirken und sie verändern. Dies kann eine Arbeit zur dezentralisierten Lagerung von Atommüll in Taiwan (Taiwaste, 2019) oder ein Videobühnenbild für ein Theater in Bayern sein – zentral ist dabei immer die Suche nach einer neuen Form, sei es in der Bildfindung oder in der Montage. 2019 verbrachte Thomas im Rahmen einer Postgraduierten-Recherche an der Universidade de São Paulo einige Monate in Brasilien. An diese Recherche möchte der Künstler im Rahmen seines Reisestipendiums anknüpfen. Mit seinem Projektvorhaben Cineclubes: Kultureller Widerstand in Brasilien geht er der Frage nach, ob Film als Medium geeignet ist, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Einen Schwerpunkt legt Thomas dabei auf Smartphones. Können sie als progressives Instrument genutzt werden, um Veränderungsprozesse anzustoßen? Wie verwenden marginalisierte Gruppen dieses Medium, um sich zu äußern und eine (politische) Position zu beziehen?  Thomas interessieren Formen der Filmreflexion, die selbstorganisiert und ohne nennenswerten finanziellen Aufwand zu erzeugen sind. Die brasilianischen Cineclubes sind selbstverwaltete und zum Teil improvisierte Vereine und Kollektive, die Film und Video nutzen, um auf wichtige Themen aufmerksam zu machen. Dadurch sollen gesellschaftliche Spaltungen verhindert und Selbstermächtigung erprobt werden, auch dort, wo es sonst keine kulturellen Angebote gibt. Insbesondere die Peripherie der Großstädte ist oftmals schlecht an die kulturellen Zentren angebunden. Hier sind Cineclubes eine gute Möglichkeit, Kino zu erleben. Thomas möchte diese vielfältige Kultur er­­forschen und die Akteur*innen der Cineclubes dokumentieren. 

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