editorial
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
in dieser Ausgabe des maecenas möchte ich gern mit einem Gedicht des Künstlers und Pioniers der abstrakten Malerei Wassily Kandinsky Ihre Vorfreude auf einen vielstimmigen Frühling entfachen. Der Titel des auf Deutsch erschienenen Prosagedichts erinnert an Kandinskys abstrakte Lithografieserie Kleine Welten und erkundet das klangliche und visuelle Ausdruckspotenzial von Sprache.
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre!
Ihre
Eva Claudia Scholtz
Geschäftsführerin
Kleine Welt
Wassily Kandinsky
Hier gerade. Dort etwas gebogen. Weiter zackig. Ohnmächtig an der
vierten Stelle. An der fünften mitlaufend. Sichere zitternde Hand weiß
schon, woran es liegt. Kleine Winkelchen hier. Dort ein weißer, weiter ein
schwarzer Kreis. An der neunten Stelle Zusammenstoß. An der zehnten
Krausen. Sofort an ihnen kleine Striche, etwas dick. An der elften und
zwölften Punkte in Ecken. An dem Schwarz der zweiten Ecke dünne
Striche. An der dreizehnten Zweistimmiges. An der vierzehnten –
Unbeschreibliches.
Aaran. Aachen. Aaran. Aachen……
Aachen. Aaran. Aachen. Aaran……
Sonderbar.
Der Blitz blitzt. Der Knips knipst.
Der Blitz knipst. Der Knips blitzt.
Der knipsende Blitz knipst.
Der blitzende Knips blitzt.
Der knipsende Blitz blitzt.
Der blitzende Knips knipst.
Wie immer: alles in allem.
Wassily Kandinsky, Kleine Welt, in: Friedel, Helmut (Hg.): Kandinsky, Gesammelte Schriften 1889–1916. Farbensprache, Kompositionslehre und andere unveröffentlichte Texte, München (Prestel) 2007