Oskar Zwintscher, Bildnis der Frau des Künstlers, 1901, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München



neu entdeckt

Sächsische Kunst unserer Zeit – Traditionsbewusst und modern gab sich die II. Jubiläumsausstellung 1928 zum 100-jährigen Bestehen des Sächsischen Kunstvereins Dresden mit diesem Titel. Unter den ,Hauptmeistern der Jahrhundertwende‘ posthum vertreten war der in Leipzig geborene Maler und Grafiker Oskar Zwintscher (1870–1916). Längst waren Gemälde Zwintschers auch in die Bestände von Museen in Bremen, Düsseldorf und Wiesbaden aufgenommen und unter anderem in Hamburg und Frankfurt, bei den Wiener Avantgarden sowie auf der Biennale in Venedig ausgestellt worden. Das Œuvre des Künstlers, der seinen Lebensmittelpunkt in Meißen hatte, war im gesamtdeutschen und internationalen Kunstgeschehen präsent. Im Wechsel der politischen Systeme und deren Ideologien geriet es weitgehend in Vergessenheit.

Mauer und Eiserner Vorhang haben über Jahrzehnte verdeckt, was für die Wissenschaft und Kunstöffentlichkeit erst wiederentdeckt werden musste. „Werke und Dokumente gesucht“ – mit dem Aufruf startete 2018 das Albertinum in Dresden das Forschungs- und Ausstellungsprojekt zum ,unbekannten Meisterwerk‘ Oskar Zwintschers. Nach Dresden präsentiert jetzt Wiesbaden die Ergebnisse in der umfassenden Kooperationsausstellung Weltflucht und Moderne, die in thematischen Sektionen und einem Begleitkatalog zu einer beeindruckenden Bilanz kommt. Neue Erkenntnisse rücken Künstler und Werk aus dem Schattendasein ins Licht der europäischen Kunstgeschichte. Die Schau zeigt die Bandbreite des sächsischen Künstlers, vom Symbolismus über den Jugendstil bis zum Vorgriff auf die Neue Sachlichkeit. Oskar Zwintschers Arbeiten, zwischen Tradition und Modernität, sind in vielen Aspekten hoch aktuell. Nah an unserer Zeit und schon früher mit Hessen verbunden, feiert das künstlerische Werk eines lange übersehenen Künstlers nach über 100 Jahren in Wiesbaden seine Neuentdeckung.

  • Weltflucht und Moderne. Oskar Zwintscher in der Kunst um 1900
  • Museum Wiesbaden
  • bis 23. Juli 2023
  • Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden
  • Telefon +49 611 335 2250
  • https://museum-wiesbaden.de