winter 2009

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

„die spinnen, die Römer“, bemerkt er gern; er ist eben 50 geworden, immer schon ziemlich rund aufgrund schweren Knochenbaus, ein großer Freund von kleinen Hunden und richtig guten Prügeleien. Sie ahnen es, die Rede ist von Obelix, der zusammen mit Kumpel Asterix und den Bewohnern eines kleinen gallischen Dorfes seit Jahrzehnten widerständiges Potential entfaltet. Wenn auch die weltbekannte Comic-Satireserie inzwischen selbst ins Zentrum des Bildungsbürgerlichen hineingealtert ist, möchten wir den frischen Blick ihrer Geschichtsbetrachtungen doch nicht missen.

Mit der (Wieder-)Entdeckung der griechischen und römischen -Antike und der zunehmenden Kanonisierung bürgerlicher Kulturleistungen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts beschäftigen sich derzeit auch zwei Ausstellungen, auf die wir Sie hinweisen möchten: Antike(s) Leben im Arolser Residenzschloss beschreibt am Beispiel der umfangreichen Sammlungen, Reisen und Kontakte der damaligen Fürsten von Waldeck-Pyrmont die grenzüberschreitende Suche nach Bildung, Wissen und Macht jenseits der überkommenen aristokratischen und geistlichen Autoritäten.

Kaum anders als in der Moderne wurde die in der Aufklärung ersehnte heile Welt in untergegangenen Hochkulturen als verwirklicht gesehen. Auf ebendiese Zusammenhänge untersucht das Frankfurter Liebieghaus das Werk des klassizistischen Bildhauers Jean-Antoine Houdon in einer monografischen Ausstellung, die bis Ende Februar 2010 gezeigt wird.

Mit Sehnsüchten unserer Tage arbeiten die beiden Künstlerinnen, die wir Ihnen in dieser Ausgabe vorstellen möchten. Während die New Yorkerin Rachel Harrison die kleinen Fluchten zahlungskräftiger Stadtbewohner kommentiert, die auf dem Land Ursprünglichkeit vermuten, hat sich unsere derzeitige Stipendiatin Martina Wolf in der russischen Hauptstadt umgesehen und alte Bekanntschaften aufgefrischt.

Wir hoffen, Ihnen mit diesen Tipps ein anregendes Bildungsangebot zu überreichen – vielleicht belohnen Sie sich anschließend auch mit einem ausgelassenen Wildschweinessen?

Ihre
Claudia Scholtz
Geschäftsführerin