Philip van Dijk, Landgraf Carl und seine Familie, 1725, MHK Gemälde­galerie Alte Meister, Foto: Ute Brunzel
Philip van Dijk, Landgraf Carl und seine Familie, 1725 ©



barocke blüten

Die documenta-Stadt, Symbol für die Nachkriegs- und internationale Kunst der Gegenwart, beschäftigt sich in diesem Sommer ausführlich mit ihrer barocken Seite. Eine Landesausstellung im Kasseler Fridericianum stellt mit dem Landgrafen Carl von Hessen­-Kassel (1654 – 1730) einen der wirkmächtigen Herrrscher des Adelshauses vor, dessen Regierungszeit von fast 60 Jahren für die Stadt prägend und reichsweit bis auf die europäische Ebene einflussreich war.

Der zweite Sohn von Wilhelm VI. von Hessen-Kassel und Hedwig Sophie von Brandenburg wurde schon mit 16 Jahren Thronfolger. Zunächst unter mütterlicher Vormundschaft entwickelte er sich ab 1677 zu einem geschickten Regenten: „Ganz dem zeitgenössischen Politikstil entsprechend verfolgte er seine Ziele durch ein auf Repräsentation und herrscherliche Reputation ausgerichtetes Planen und Handeln in Politik, Dynastie, Landesbau, Architektur, Kunst und Wissenschaft,“ wie es dazu im Ausstellungskatalog heißt.

Zu seinen Bauaufträgen, die die Residenzstadt Kassel formten, zählen u. a. der Bergpark mit der überragenden Herkulesskulptur und ersten Teilen der Wasserspiele – eine monumentale Anlage, die 2013 in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten aufgenommen worden ist. Der Auepark mit Orangerie und Marmorbad wurden realisiert ebenso wie städtebauliche Erweiterungen und Neugründungen, die der Landgraf für die angeworbenen hugenottischen Glaubensflüchtlinge in der Kasseler Oberstadt und Karlshafen errichten ließ. Weniger karitativ als merkantilistisch orientiert fördert er die Ansiedlung von Manufakturen und handwerklichem Knowhow im kleinen, von den desaströsen Folgen des Dreißigjährigen Krieges ausgezehrten Territorium. Zweifelhafte Berühmtheit erreicht der Fürst durch die Gründung eines stehenden Söldnerheeres, das durch die Vermietung an andere Fürsten und Staatswesen finanziert wird. Zu den verdienstvolle Entwicklungen in der Wissenschafts-, Bildungs- und Kulturförderung zählt das Collegium Carolinum: Den vormals musealen Schauraum der fürstlichen Kunst-, Naturalien- und Raritätensammlung widmet der Landgraf zu einer wissenschaftlichen Studieneinrichtung um mit angeschlossenem Observatorium und Anatomiesaal, die bürgerlichen und militärischen Bevölkerungsschichten offensteht.

Die umfangreiche Schau wurde nach mehrjähriger Vorbereitung von der Museumslandschaft Hessen Kassel in Zusammenarbeit mit dem hessischen Landesamt für geschichtliche Landeskunde in Marburg realisiert.

  • Groß gedacht! Groß gemacht? Landgraf Carl in Hessen und Europa
  • Bis 1. Juli 2018
  • Museum Fridericianum, Friedrichsplatz 18, 34117 Kassel
  • Telefon 0561 / 316 800
  • Öffnungszeiten Di – So, Feiertage 10 – 17 Uhr, Do 10 – 20 Uhr
  • www.museum-kassel.de