editorial
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
manche Fragen sind nicht so leicht zu beantworten, wie sie gestellt werden; und die Konsequenzen, die eine Antwort mit sich bringt, wiegen angelegentlich schwer, wie beispielsweise ein Jawort im Wonnemonat Mai. Die Frage nach dem, was wir als Individuen wollen, stellt sich nicht nur am Hochzeitstag.
Die Antworten auf grundlegende Fragen, wie wir unsere Gesellschaft gestalten wollen, werden von einer Vielzahl an Parametern bestimmt. Das zeigen unsere Projekte in dieser Ausgabe, die sich politisch positionieren, architektonische und ästhetische Gesellschaftsentwürfe verbildlichen oder auf unsere Abhängigkeiten und Verantwortungen verweisen. Damit wir bewusste Entscheidungen fällen können, benötigen wir die kritische Reflexion, die Brüche, die Sinnlichkeit – und auch die Erkenntnisse, die beispielsweise Kunst als Labor uns anbieten kann.
Zwischen Entscheidungsfreude und Verantwortung – auch die Stiftung kennt diese Prozesse bei der Auswahl ihrer Themen. Heute freuen wir uns, Ihnen den frischgedruckten Katalog zum deutschen Pavillon der Biennale, dem Ankersentrum, als Handbuch für kritisches Denken vorzustellen.
Die ökonomische Nische auf Zeit, die sich die junge amerikanische Künstlerin Dawn Kasper mit ihrem nomadic studio im Frankfurter Portikus geschaffen hat, lenkt den Blick auf die Abhängigkeiten von Kreativität und künstlerischer Produktion.
Eines der großen Jubiläen dieses Jahres gilt dem Bauhaus. In der Neuen Galerie in Kassel wird die berühmteste deutsche Kunst- und Designschule als Referenz und Gegenpol zum Weltausstellungsformat documenta untersucht. Sollten die Frühlingsgefühle bisher auf sich warten lassen, dann möchten wir Ihnen gleich einen Besuch im dortigen Schloss Wilhelmshöhe nahelegen: Dort wurde eine mehr als 350 Jahre alte Liebe in Rembrandt van Rijns Porträt seiner Frau Saskia, einem Sternstück der Sammlung, in einem kulturhistorischen Kontext von Liebe- und Ehesymbolik untersucht und anschaulich präsentiert.
Und zum Schluss: Maja Wirkus berichtet im Interview von ihren Recherchen in europäischen und amerikanischen Archiven zur architektonischen Moderne in Polen.
Gute Entscheidungen angesichts der großen Fülle dieses
Sommers wünscht Ihnen
Ihre
Eva Claudia Scholtz
Geschäftsführerin