Laura Langer
geboren 1986
studio scholarship der Hessischen Kulturstiftung 2021/2022:
London
In ihrer künstlerischen Praxis beschäftigt sich die Städelschulabsolventin Laura Langer mit der Verbindung zwischen dem fotografischen Bild und der malerischen Oberfläche. In einem Archiv sammelt sie selbst aufgenommene Fotos des täglichen Lebens, ordnet und kategorisiert sie unter verschiedenen Titeln, um sie anschließend als Ideensammlung für ihre weitere Arbeit zu nutzen. Dafür überträgt sie malerisch eine Fotografie auf die Leinwand oder klebt ein gedrucktes Bild als eine Art Collage darauf, um sie eventuell später mit Malerei oder Zeichnung zu überlagern. Dieser intuitive Bearbeitungsprozess hilft der Künstlerin, ihre Gedanken in eine visuelle Form zu bringen. Gleichzeitig ist der installative Aspekt des Ausstellungsmachens, die Arbeit in einem bestimmten Raum und Kontext zu präsentieren, für sie entscheidend. Formale und psychologische Aspekte des Raums, seine Geschichte und seine Umgebung sind für Langer wichtige Elemente, die sie inspirieren und die für ihren Produktionsprozess wesentlich sind. Ein Beispiel dafür ist ihre Ausstellung Liberty, in der sie 2020 im Frankfurter Portikus im zentralen Ausstellungsraum nur ein einziges Gemälde einer Trompete inszenierte. Die große metallisch glänzende Trompete spiegelt einen Raum wider, von dem zunächst unklar bleibt, wo genau er sich befindet. Der zweite Teil der Ausstellung versteckte sich auf dem Dachboden, wo sechs weitere Leinwände aufgestellt waren. Auf ihnen ist ein unaufgeräumtes Zimmer dargestellt, überschrieben mit den Worten „Und Ihr?“. Diese Worte hat Langer auf einem österreichischen Propagandaplakat aus dem Ersten Weltkrieg entdeckt. Kombiniert mit der Unordnung der Zimmer wirken die Worte wie eine Aufforderung zum Handeln, zum Aufräumen des inneren und äußeren Chaos – und zum genauen Hinsehen. Denn erst dann wird deutlich, dass diese Zimmer dasselbe Motiv darstellen wie in der Spiegelung der Trompete. Hier überlagern sich biografische, zufällige und räumliche Strukturen, die die Ausstellung zu einem Gesamtkunstwerk verbinden. Langer spielte hier wie auch in anderen Werken und Ausstellungen mit dem Sichtbaren bzw. Nicht-Sichtbaren, das als Symbol für die menschliche Psyche, Vorgänge des Bewusstseins und der Verdrängung begriffen werden kann. Vor diesem Kontext und inspiriert von Schriftsteller*innen, Künstler*innen und Kunsthistoriker*innen wie Virginia Woolf, William Blake und Aby Warburg, möchte Langer sich während ihres Atelierstipendiums in London mit unterschiedlichen Zugängen zum Verständnis von Geschichte und Gesellschaft mittels Bildern beschäftigen. Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei auf der Auseinandersetzung mit Warburgs Bilderatlas Mnemosyne liegen.
Mehr im Interview mit der Künstlerin.