Raul Walch

1980

travel scholarship der Hessischen Kulturstiftung 2019/2020:
Namibia

Die spielerisch-poetischen und zugleich kritischen Interventionen von Raul Walch greifen in gewohnte Abläufe im öffentlichen Raum ein. Diese ephemeren Aktionen hält er mit dem Fotoapparat oder der Videokamera fest. Die Bandbreite der bildnerischen Sprache des Bildhauers und Konzeptkünstlers erstreckt sich von der Fotografie über Performances bis zu partizipatorischen Projekten an unterschiedlichen Orten der Welt. Dort geht er auf das jeweils spezifische soziale Umfeld ein.

Das kann ein mobiles Freiluftkino für Künstlerfilme in Addis Abeba sein, das Licht reflektierende Flugdrachen auf Lesbos, um Flüchtlingen die Orientierung zu erleichtern, oder das Hissen von Flaggen im evakuierten Fukushima um das Kernkraftwerk Daiichi. Seit 2019 ist Walch Dozent für Kunst im öffentlichen Raum und neue künstlerische Strategien an der Bauhaus-Universität Weimar.

Im Fokus seiner Stipendienreise nach Namibia stand die Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte. Oral History und Recherchen im Nationalarchiv erlaubten Walch eine Neubewertung deutscher Feldpost aus der Zeit des Genozids an den Herero und Nama um 1904. Ein wichtiges Instrument seiner Projektentwicklung ist die Fotografie. Der Künstler sondierte in Namibia mit der Kamera den öffentlichen Raum, der von den vergangenen und aktuellen gesellschaftspolitischen Ereignissen geprägt ist. Die Aufnahmen, die zwischen dokumentarischer und autonomer Fotografie oszillieren, erzählen von Orten des Gedenkens und von Architekturdenkmälern, die auf politische Ideologien verweisen.

Für 2020 plant Walch zusammen mit namibischen Künstlerinnen und Künstlern ein gemeinsames Ausstellungsprojekt in Deutschland, das die komplexen Verhältnisse in Namibia vermitteln soll. Mit diesem dialogisch angelegten, unabhängigen Projekt möchte der Künstler die Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe, musealen Sammlungsgegenständen aus Afrika und der Form ihrer Präsentation anregen.

Raul Walch im maecenas-Interview
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