alt und weise
Universitätsbibliothek Kassel
Mit der Verfügbarkeit von Google Earth und GPS-Navigationssystemen, die auf jedem privaten Computer, Mobiltelefon und Autonavi gelesen werden können, scheinen selbst die modernen, gedruckten Kartenwerke schon fast Makulatur zu sein. Für historische kartografische Aufzeichnungen könnte man dies umso zwingender annehmen. Unter der Perspektive neuerer Forschungsansätze auf Kommunikations- und Sinnbildungsprozesse, auf die Medialität von Bildern, bieten jedoch Kartografien, auch diejenigen, die vor die Entstehung der Massenmedien datieren, aufschlussreiches Material.
Am Lehrstuhl für mittelalterliche Geschichte der Universität Kassel wird zurzeit eines der bedeutendsten kartografischen Werke des 17. Jahrhunderts untersucht, die Zeichnungen von Wilhelm Dilich (Wabern 1571 – Dresden 1650). Der Baumeister, Ingenieur, Künstler und Historiker fertigte zwischen 1607 und 1622 für den Landgrafen Moritz von Hessen ein ursprünglich auf 250 kolorierte Blätter angelegtes Tafelwerk an, das den gesamten Herrschaftsbereich der Landgrafschaft Hessen-Kassel mit Territorien und Burgen abbilden sollte. Von den Landtafeln hessischer Ämter zwischen Rhein und Weser sind 66 Burgenaufrisse, Karten und Pläne erhalten, 53 davon gehören zum Bestand der Universitätsbibliothek Kassel. Die kunst-, geschichts- und medienwissenschaftlichen Forschungsergebnisse werden in Kürze zusammen mit einer Faksimile-Edition der Dilich-Zeichnungen in der Schriftenreihe Kasseler Semesterbücher – Pretiosa Cassellana publiziert.
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