The Estate of Gustav Metzger & The Gustav Metzger Foundation, London, © Gustav Metzger / VG Bild-Kunst, Bonn 2024, Foto: Axel Schneider

Gustav Metzger, Historic Photographs: The Ramp at Auschwitz, Summer 1944, 1998/2024

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The Estate of Gustav Metzger & The Gustav Metzger Foundation, London, © Gustav Metzger / VG Bild-Kunst, Bonn 2024, Foto: Axel Schneider

Gustav Metzger, Ohne Titel, 1949

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The Estate of Gustav Metzger & The Gustav Metzger Foundation, London, © Gustav Metzger / VG Bild-Kunst, Bonn 2024, Foto: Axel Schneider

Gustav Metzger, Untitled, um 1960/61

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Antistar

„Empfindungen freisetzen, Spannungen aufbauen, Ideen entfesseln, Widerstand wachrufen“ – darauf zielte Gustav Metzger (1926–2017) mit einer radikalen künstlerischen Sprache ab, die sein Werk über fünf Jahrzehnte kennzeichnet. Sie wirkt ebenso drastisch wie verstörend, wo sie Missstände in gesellschaftlichen und politischen Systemen, der globalen Ökologie und Ökonomie, auch den kommerziellen Kunstbetrieb anprangert oder historische Katastrophen ins Bewusstsein ruft. Sanft hat der zurückgezogene Künstler gesprochen, seinen politisch-sozialen Anliegen in Worten aber nicht weniger radikalen Ausdruck verliehen. Der warnende Rufer in der Wüste, als der er sich verstand und zugleich von sich sagte: „Ich habe nichts zu sagen und das ist Politik“ – Metzger äußerte Zustandskritik nicht in lautem Protest, sondern durch konstruktive Verweigerung gegenüber dem, was an unkritisch Hingenommenem inakzeptabel war. Sein widersprechendes Nichtssagen artikuliert sich über Kunst, die auf Formgebung und Zerstörung bezogen ist wie andererseits auf Aktion und Rückzug aus dem Kunstestablishment sowie der Werkautorenschaft. Zerstörung in all ihren Erscheinungsformen war Metzgers Lebensthema – seit seiner Kindheit im Holocaust, den die Eltern und Schwestern nicht überlebten. Sein Werk, das von Katastrophen handelt, sollte Katastrophe vollziehen, indem es sich selbst vernichtete. Metzgers unbequemer, auch todernster Wortlosigkeit begegnet man in der Frankfurter Retro­spektive im Tower MMK. Neben „autodestruktiver Kunst“ und selbstschöpferischen Farbin­stallationen, die von Auflösung und Aufbau handeln, erzählen Kinderporträts mit stillem Ernst oder gezeichnete Familienerinnerungen von einem bitteren Ende. Aus den bedrängend inszenierten Pressebildern von historischen Ereignissen der Gewalt spricht der ebenso leise wie eindringliche Appell des Künstlers, der nicht bloß ein Hinsehen, sondern ein historisches Erkennen einklagt.

  • Gustav Metzger
  • Museum für moderne Kunst im Tower MMK 
  • bis 5. Januar 2025
  • Taunustor 1, Frankfurt am Main
  • Telefon +49 69 21230447
  • mmk.art
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