aus biebertal
Johann Georg Wille (ursprünglich: Will) war Sammler, Kunsthändler, Akademiegründer und Ausbilder für Nachwuchskünstler und, vor allem, einer der bekanntesten Kupferstecher im Paris des 18. Jahrhunderts. Die Karriere des 1715 in Biebertal bei Gießen geborenen Müllerssohns ist außergewöhnlich und weitreichend, trotzdem wenig beachtet in der Kunstgeschichtsforschung. Diese Lücke zu schließen hat sich das Kooperationsprojekt der Graphischen Sammlung der Universität Trier mit den Städtischen Museen Wetzlar vorgenommen. Beide Institute verfügen über hervorragende Bestände seines druckgrafischen Werks, die zusammen ein nahezu vollständiges illustriertes Werkverzeichnis möglich machen.
Der talentierte Wille wird von seinem Vater gefördert, nach einer Ausbildung zum Metallgraveur wandert er mit 21 Jahren als Geselle über verschiedene Stationen in Deutschland nach Straßburg, 1736 kommt er nach Paris. Er bildet sich bei Künstlerkollegen weiter und avanciert mit seinen europaweit geschätzten und für ihre Präzision gerühmten Druckgrafiken zum Hofkupferstecher des französischen Königs Ludwig XIV., des Königs von Dänemark Friedrich V. und des römisch-deutschen Kaisers Franz II. Inzwischen mit französischer Staatsbürgerschaft engagiert sich Wille auch als Verleger, Kunsthändler und erfolgreicher Netzwerker für den deutsch-französischen Kulturaustausch. Seine „Teutsche Zeichenschule“ mit einem auf individuelle Ausbildung ausgerichteten pädagogischen Konzept wird darüber hinaus die akademische Kunstlandschaft verändern.
Inwieweit sich im vielseitigen Schaffen des im Ancien Régime groß gewordenen hessischen Künstlers Reflexe der europäischen Aufklärung finden lassen, gehört mit zu den offenen Fragen, die in der Ausstellung und der begleitenden Publikation angesprochen werden.
- Mythos Wille. Johann Georg Wille (1715–1808) –
- ein deutscher Kupferstecher in Paris
- 15. Oktober 2018 bis 25. März 2019
- Stadtmuseum Wetzlar
- Lottestraße 8–10 · 35578 Wetzlar
- Telefon 06441 / 99 41 40
- Öffnungszeiten: Di – So, Feiertage 12 – 17 Uhr
- www.wetzlar.de/kultur/museen/stadtmuseum.php