gold und silber
Lokale und regionale hessische Kulturgeschichte ist auch mit einem für das Dommuseum Fritzlar neu erworbenen Objekt verbunden. Der Münzdeckelbecher wurde 1676 von dem Korbacher Goldschmied Samuel Waldecker aus Silber gearbeitet. Seine Urheberschaft ist durch das Meisterzeichen im Gefäßboden ebenso zweifelsfrei nachgewiesen wie die Identität der Auftraggeber. Die Namen von Johann Wilhelm von Nehem (um 1630 – 1693) und Heinrich Ernst von Nehem (um 1636 – 1696), beide Kanoniker des Petersstifts in Fritzlar, sind auf der Innenseite des Bechers eingraviert; zudem ist das Wappen der Familie auf einem abgeschliffenen Schwedentaler am oberen Becherrand zu sehen. Das Geschlecht der von Nehems (Neheim) ist in historischen Adelsregistern erstmals nachgewiesen um 1450 und stellte bis etwa 1750 zahlreiche Kirchenleute, Domherren und geheime Räte, so auch die beiden Brüder, die das Stück arbeiten ließen.
Verziert mit 49 Silbermünzen erreicht das profane, 28 Zentimeter hohe Trinkgefäß ein Gewicht von gut zwei Kilo – ein ausgesprochen stattliches Beispiel barocker Stiftsherrenkultur, das weniger künstlerischen als vielmehr repräsentativen Zwecken diente. Auf seinem Korpus wurden Münzen, die seinerzeit im deutschen Reich und in Italien im Umlauf waren, eingesetzt und in einem Netz aus herausgetriebenen Dreiecken und Stegen verlötet.
Die ursprüngliche Bestimmung des Münzbechers, der mit Unterstützung u. a. der Hessischen Kulturstiftung für die Sammlung des Dom-Museums Fritzlar erworben werden konnte, ist noch nicht eindeutig geklärt. Es könnte sich um eine Stiftung des Brüderpaares an die Kirche, in der sie auch beigesetzt wurden, handeln, möglich wäre aber auch eine Schenkung oder ein Nachlass an andere Empfänger. Das Objekt gilt im Vergleich mit Arbeiten aus den großen Goldschmiedezentren wie Hamburg, Nürnberg oder Augsburg als eine schlichte, wenngleich eigenständige Variante des Korbacher Meisters. Eine eingehende Erforschung auch der außergewöhnlichen Bildikonografie des Bechers kann jetzt beginnen.
- Öffentliche Präsentation der Neuerwerbung: 3. April 2014, 11 Uhr
- Dom-Museum Fritzlar
- Dr.-Jestädt-Platz 11
- 34560 Fritzlar
- Öffnungszeiten Di – So 14 – 16 Uhr, Sa auch 10 – 12 Uhr
- www.katholische-kirche-fritzlar.de