klargespült
Das 1904 gegründete Weltkulturen Museum in Frankfurt residiert als eines der ersten Museumshäuser seit 1973 am Schaumainkai. Zurückgehend auf den Afrikaforscher und zeitweiligen Museumsdirektor Leo Frobenius (1873 – 1938) ist dessen enge wissenschaftliche Zusammenarbeit mit den ethnologischen Forschungsinstituten der Frankfurter Universität traditionsreich – ebenso wie die Raumnot in der gründerzeitlichen Villenarchitektur, unter der die Präsentation der einzigartigen, großen Sammlungsbestände leidet.
Die größte Herausforderung der ethnologischen Museen, so auch des Frankfurter Hauses, besteht jedoch gegenwärtig darin, den von der Kolonialgeschichte bis heute geprägten Blick auf außereuropäische Kulturen in Theorie und Methodik kritisch zu revidieren. Mit diesem weiten Aufgabenfeld ist seit 2010 Dr. Clémentine Deliss als Leiterin betraut. Die Kulturanthropologin, Ethnologin und Kunsthistorikerin verfolgt einen Präsentations- und Dokumentationsansatz, der in Anerkennung global veränderter Macht-, Bildungs- und Wirtschaftsverhältnisse ethnologische Artefakte in den Zusammenhang visueller und materieller Kultur stellt. Im Zentrum einer Reihe neuer Forschungs- und Vermittlungsformate steht die Verknüpfung ethnologischer mit künstlerischen Praktiken: Im vergangenen Jahr waren sieben internationale Künstlerinnen und Künstler eingeladen, im Weltkulturen Labor mit selbst gewählten Sammlungsobjekten zu arbeiten und im Dialog mit Fachwissenschaftlerinnen und Restauratoren neue Bezüge und Interpretationen zu entwickeln.
Die Ergebnisse dieser Feldforschung im Museum werden jetzt in der ersten Ausstellung der neuen Direktorin vorgestellt. Zu sehen sind neben ausgewählten Objekten aus der Sammlung u.a. Malerei, Filme und Installationen von Helke Bayrle, Thomas Bayrle, Marc Camille Chaimowicz, Sunah Choi, Antje Majewski, Otobong Nkanga und Simon Popper. Das begleitende Katalogbuch führt die Debatte um den aktuellen Stand der ethnologischen Museen weiter, u. a. mit Essays von Richard Sennett, Paul Rabinow und Hubert Fichte, sowie vertiefenden Beiträgen zu den künstlerischen Arbeiten und Sammlungsobjekten.
- Objekt Atlas – Feldforschung im Museum
- Bis 16. September 2012
- Weltkulturen Museum
- Schaumainkai 29 – 37
- 60594 Frankfurt am Main
- Telefon 069 / 212 45 115
- Öffnungszeiten Di, Do – So 11 – 18 Uhr, Mi 11 – 20 Uhr
- www.weltkulturenmuseum.de