kollektive

Die Niddastraße in Frankfurt war nach dem Zweiten Weltkrieg für kurze Zeit einer der führenden Orte für den Handel mit Pelzen. Wie in einem Brennglas bündelt sie heute das, was das Bahnhofsviertel ausmacht: die letzten verbliebenen Pelzhändler, Obdachlose, das Rotlichtmilieu und die Gentrifizierung. Und genau hier liegt auch das selbstverwaltete Nika.Haus, in dessen Erdgeschoss der Verein Synnika seine Räume hat. Das kollektiv organisierte Experimentallabor greift in Ausstellungen, Vorträgen und Diskussionsrunden neben Kunst und Kultur auch die Themen auf, die vor seiner Haustür liegen – etwa Stadtentwicklung, Milieu und Gentrifizierung.

Im Mittelpunkt der Anfang Oktober beginnenden Ausstellung PELZE steht die Auseinandersetzung mit dem bekannten lesbisch-feministischen Projektraum Pelze Multimedia im früheren Westberlin. Die 1981 gegründete und bis 1996 aktive Initiative etablierte unter dem Motto „Ladies Only!“ im besetzten Haus einer früheren Pelzhandlung zwischen Kasinos und Sexarbeiterinnen einen Kulturort für lesbische Frauen. Zwischen Bar- und Kulturbetrieb siedelten sich dort weitere solidarische Initiativen an.

Das Projekt im Synnika will mit der Ausstellung PELZE einen offenen und spielerischen Beitrag zum Archiv lesbischer und feministischer Erfahrung und Kulturproduktion leisten. Am Beispiel dieses Ausstellungs- und Diskursprojekts zeigt sich, wie wichtig geschützte Räume für die Entwicklung selbstbewusster Positionen in Abgrenzung zu bestehenden Strukturen der etablierten Kunst- und Kulturszene sind. Denn die vielfach diffamierten und mangels öffentlicher Unterstützung meist selbstorganisierten Einrichtungen für lesbisch-feministische Kunst und Kultur leisten einen wertvollen Beitrag zu Aufklärung, Verständigung und Vermittlung – und damit zu einer kritischen feministischen Kunstpraxis.

Es werden in der Ausstellung Video- und Audioaufnahmen aus den 1980er Jahren, Interviews mit Protagonist*innen und Filme aus dem damaligen Programm der Pelze Multimedia zu sehen sein. Neben künstlerischen Arbeiten aus dem Pelze Multimedia kommen in einem umfassenden Begleit- und Filmprogramm Künstler*innen, Forscher*innen und andere Mitwirkende aus dem Pelze Multimedia zu Wort.