© Hessisches Landesmu­seum Darmstadt, VG Bild-Kunst Bonn, 2020, Foto: Wolfgang Fuhrmannek, HLMD / Museum
Joseph Beuys, Kraftwerk Block Beuys: Das Erdtelefon, 1967, Block Beuys, Raum 2, Hessisches Landesmu­seum Darmstadt ©

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Ich behaupte, dass der Begriff der sozialen Plastik eine völlig neue Kategorie der Kunst ist“, schreibt Joseph Beuys (1921 – 86) wenige Jahre vor seinem Tod, „ich schreie sogar: es wird keine brauchbare Plastik mehr hienieden geben, wenn dieser soziale Organismus als Lebewesen nicht da ist. […] In dem jeder Mensch ein Künstler ist“, der die Dinge durch sich selbst bestimme.

Es sind vor allem diese drei Schlagworte, die im allgemeinen Gedächtnis mit der ambivalenten Künstlerfigur Beuys und seinem Werk verbunden sind: die soziale Plastik als dynamische Form eines erweiterten Kunstbegriffs und dass jeder Mensch ein Künstler sei. Daraus formte Beuys unter anderem die Dreiecksbeziehung Denken=Plastik=Freiheit, in der formelhaft sein Kunstbegriff zutage tritt und sich zugleich entzieht. Denn man kann die Beuys’sche Gleichung nicht lösen, wenn man sich nicht selbst hineinbegibt, das Denken selbst übernimmt. Die gesellschaftliche Utopie dieser Formel zielt auf eine Bewusstwerdung des gestalterischen Potenzials von Sprache und Gedanke, politischer Aktion, sozialem und ökologischem Engagement. Wie aber wird dieser Denkprozess angestoßen, wie realisiert sich sein plastisches Potenzial?

Mit der Ausstellung Kraftwerk Block Beuys zelebriert das Landesmuseum Darmstadt anlässlich des 50-jährigen Jubiläums seiner Installation durch den Künstler den Block Beuys als zentralen Ort für diese Fragen. Über 200 vom Künstler in zwei Sälen und sieben angegliederten Kabinetten arrangierte Kunstobjekte und Skulpturen eröffnen einen konzentrierten Denkraum. Hier wird der Besucher in einen mehrgliedrigen Kunstorganismus eingeschleust, um mit energetisch aufgeladenen Materialien und beziehungsreichen ästhetischen Systemen sein Bewusstsein zu erweitern, ihn in eine dynamische, selbstbestimmte Haltung zu seiner Umwelt zu versetzen.

Die Ausstellung zeigt den Block als ein Kraftwerk für kritische Denkprozesse. In Film- und Fotoaufnahmen werden die Entstehung des Blocks und Aktionen gezeigt. Mit dem Kleinen Kraftwerk kommt ein Kunstwerk als Leihgabe nach Darmstadt zurück. Ein Film soll den – nicht barrierefreien – Block für jedermann erfahrbar machen. Eine wissenschaftliche Tagung und eine Podiumsdiskussion begleiten die Ausstellung.

  • Kraftwerk Block Beuys
  • verlängert bis 20. September 2020
  • Hessisches Landesmuseum Darmstadt
  • Friedensplatz 1, 64283 Darmstadt
  • Telefon +49 6151 1657000
  • Öffnungszeiten: Di, Do, Fr 10 – 18 Uhr, Mi 10 – 20 Uhr, Sa, So 11 – 17 Uhr
  • www.hlmd.de
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