schwungvoll
Die Sammlung F. W. Neess bereichert als spektakuläre Schenkung seit kurzem den Bestand des Museums Wiesbaden. Den Auftakt für den neuen Rundgang durch die Kollektion von Gemälden, Möbeln, Lampen und Objekten des Jugendstils, Art Nouveau und Symbolismus’ macht mit einer Projektion ihres Serpentinentanzes die amerikanischen Künstlerin Loïe Fuller (1862–1928).
In den fließenden organischen Bewegungen – der Kopf Fullers scheint auf den symmetrisch geworfenen Wellen des Kostüms zu schwimmen – kommen zentrale Gestaltungskriterien des Jugendstils zu einem lebendigen Ausdruck: die frei geschwungene Linie, die durch die Natur inspirierten Formen. Um die Jahrhundertwende popularisieren zahlreiche Publikationen naturwissenschaftliche Erkenntnisse. So erlauben beispielsweise Ernst
Haeckels Kunstformen der Natur das Studium bis dato verborgener Lebewesen der Tiefsee und mikroskopischer Organismen, deren fremdartige Struktur und schwereloses Dasein zu neuen Formen anregen.
Der getanzte Auftakt findet einen Widerhall: Eine von Loïe Fuller inspirierten Lampe formt aus dem Schwung des Serpentinentanzes einen Schirm für die Glühbirnenfassung. Sie stimmt ein auf die nachfolgenden Räume, in denen Inneneinrichtung und Gemälde in räumlichen Einheiten ausgestellt werden, die den alle Bereiche des Lebens durchwirkenden ästhetischen Anspruch verdeutlichen.
Die Abkehr vom Eklektizismus und dem akademischen Ideal am Ende des 19. Jahrhunderts findet ihren Ausdruck zudem in einigen Gemälden von Künstlern des Symbolismus, die zwischen Werken der angewandten Kunst ihren Platz gefunden haben. In ihrer ambivalenten Neubewertung der Natur, des Menschen und vor allem der sich emanzipierenden Frau schaffen die Künstler traumhafte und sinnliche Bildwelten die von den Themen Tod, Lust, Unschuld und Sehnsucht bestimmt sind.
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