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Nach vielbeachteten Ausstellungen wie nature after nature (2014) und inhuman (2015) setzt das Kasseler Fridericianum die Diskussion um die Konstruktion des Humanen in den technologischen, sozioökonomischen und biowissenschaftlichen Veränderungen der Gegenwart fort. Mit der Retrospektive zum Werk des japanischen Künstlers Tetsumi Kudo (1935 – 1990) stellt die Leiterin und Kuratorin Susanne Pfeffer eine singuläre künstlerische Position vor, die, hierzulande öffentlich wenig bekannt, von deutschen Nachkriegs- und jüngeren Künstlergenerationen international aber umso aufmerksamer wahrgenommen wird.
Kudo, der in den 1950er Jahren im Umfeld des Neo-DADA in Tokyo zu arbeiten begann, entwickelte unter dem Eindruck des Atombombenabwurfs in Hiroshima eine „neue Ökologie“. Anstelle einer dualistischen Auffassung von Mensch und Natur entwirft Tetsumi Kudo in seinen skulpturalen Arbeiten, Performances und Installationen eine komplexe Verschränkung von Kultur, Technologie und Natur: zerstückelt, verschaltet, eingebaut in präzise arrangierte technoide Umgebungen erscheint der physische Körper in Abhängigkeit und Kontrollverlust. Kudos radikale Wissenschafts- und Zivilisationskritik formulierte Ansatzpunkte etwa für die Subjektivitätstheorie der Philosophen Felix Guattari und Gilles Deleuze oder auch das in den 1980er Jahren verfasste Cyborg Manifesto der amerikanischen Naturwissenschaftlerin Donna Haraway. Künstler wie Paul McCarthy, Mike Kelley und Allan Kaprow beziehen ihre Arbeit auf Kudos monströse Zukunftsszenarien, die heute aktueller sind denn je.
Zur Ausstellung erscheint die erste deutschsprachige Publikation zum Werk des japanischen Künstlers.
- Tetsumi Kudo. Retrospektive
- 17. September 2016 – 1. Januar 2017
- Fridericianum
- Friedrichsplatz 18
- 34117 Kassel
- Telefon 0561 / 707 27 20
- Öffnungszeiten Di – So 11 – 18 Uhr
- www.fridericianum.org