verwandelt
Spätestens seit den Avantgarden des 20. Jahrhunderts ist Schrift ein wichtiger Bestandteil der bildenden Kunst. Sie wird zerschnitten, verklebt oder typografisch ziseliert, aufgeblasen und verformt. Auf der anderen Seite geben Literaten wie Stéphane Mallarmé oder Guillaume Apollinaire ihren Gedichten eine bildhafte Form. Doch Sprachkunst bewegt sich nicht nur an der Gattungsgrenze oder als Zeichen über das Papier. In René Magrittes Gemälde La trahision des images (1929) sieht der Betrachter das gemalte Abbild einer Pfeife, darunter versehen mit dem Schriftzug: „Ceci n’est pas une pipe.“ Hier wird das reflexive Potenzial des Zusammenwirkens von bildender Kunst und den Mitteln der Sprache deutlich und in der Folge von zahlreichen Künstlern aufgegriffen und erweitert.
Mit dem Anbruch des digitalen Zeitalters verändern sich die kommunikativen Strukturen. Jetzt werden Computersprachen für die Interaktion von Mensch und Maschine entwickelt, die das Feld der Sprachkunst um Computerprogramme, digitale Medienkunst oder Netzwerkkunst erweitern.
Der Kunsttempel in Kassel feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum mit einer retrospektiven Schau zur Sprachkunst; ein breites Themenfeld, dem sich der ehrenamtlich geführte Verein seit seiner Gründung 1999 verschrieben hat. Die gattungsübergreifende Herangehensweise der Ausstellung erlaubt im Kontext verschiedener Kunstformen einen vergleichenden Blick auf das Interesse der Künstler an gestalterischen, kommunikativen, medialen oder dispositiven Funktionen von Sprache. Im zur Ausstellung erschienenen Katalog haben sich die zahlreichen beteiligten Künstler zu ihrem Schaffen geäußert.
- POESIS – Sprachkunst / Language Art
- 30. August bis 6. Oktober 2019
- Kunsttempel
- Friedrich-Ebert-Straße 177, 34119 Kassel
- Öffnungszeiten: Fr, Sa, So 15 – 18 Uhr
- www.kunsttempel.net