Mario Pfeifer
Geboren 1981
Reisestipendium der Hessischen Kulturstiftung 2015/2016:
Mexiko-City / Beirut / Johannesburg / Seoul Ulan Bator
Der Künstler und Filmemacher Mario Pfeifer hat seine künstlerische Ausbildung an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leizpig, der Frankfurter Städelschule und als Fulbright-Stipendiat im Masterprogramm des California Institute of Arts 2008/09 abgeschlossen. Seine Arbeiten in den Medien Film, Video, Fotografie und Text sind international bei zahlreichen Ausstellungen und Filmfestivals vertreten und wurden bereits mehrfach ausgezeichnet, so unter anderem mit dem Celeste Video Art Prize, Rom 2012 und dem Salon Video Art Prize, London, 2011.
Pfeifer, der in Berlin und New York lebt und arbeitet, beschäftigt sich mit repräsentativen Strukturen und Konventionen in unterschiedlichen Kultur-, Sprach- und Wirtschaftsräumen. Seine weitgespannten investigativen Forschungen beziehen sich immer auf Fragen sozialpolitischer Situationen und Entwicklungen.
Sein Stipendiumsprojekt From A to B and back again schließt an seine 2010 in Mumbai realisierte Arbeit A Formal Film in Nine Episodes, Prologue & Epilogue (35mm, Farbe, Stereo, 52 min.) an. Für die neue 4K-HD-Videoinstallation bereist er die sozial und ästhetisch gänzlich unterschiedlichen Metropolen Mexico-City, Beirut, Johannesburg, Seoul und Ulan Bator mit dem Blick als Europäer auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Welt und darauf, wie diese Welt funktioniert.
Auf seiner zweiten Etappe in Beirut/Libanon recherchierte Mario Pfeifer zu Ansätzen der Empathietherapie, der Traumaforschung und Reconciliation–Praktiken. Ausgehend von der außerordentlich komplexen Gesellschaftssituation im Libanon – dem Aufeinandertreffen und Koexistieren von verschiedenen Religionen und christlichen Sekten, dem Erbe des libanesischen Bürgerkrieges, den armenischen Flüchtlingen nach dem Genozid, irakischen wie syrischen Flüchtlingen der andauernden Bürgerkriege – hat Pfeifer mit verschiedensten Protagonisten Gespräche geführt, die die Grundlage für die visuellen Produktion darstellen. Er hat Sozialarbeiter getroffen, die im armenischen Stadtviertel von Bourj Hamoud mit syrischen Flüchtlingsfamilien arbeiten, Ex-Generäle der libanesischen Armee und christlicher Milizen, die Versöhnungsaktivitäten organisieren und durchführen, sowie Empathietherapeuten, die sowohl traumatisierte Bürger betreuen als auch NGO-Mitarbeiter vor Konfliktmissionen ausbilden.
Mario Pfeifer hat seine Reiseroute der Weltuhr und den Zeitzonen entgegengesetzt gewählt, zu beispielhaften Orten aus panamerikanischen, afrikanischen, asiatischen und arabischen Kulturräumen. Daraus soll eine erfahrbare Mehrkanalvideoinstallation entstehen, in der andere Sichtweisen und Diskurse jenseits des klassischen Dokumentarfilms visuell umgesetzt werden. Darüber hinaus ist eine Publikation mit weiterführenden wissenschaftlichen und theoretischen Beiträgen zum Filmprojekt geplant.