Max Brück
Geboren 1991
Reisestipendium der Hessischen Kulturstiftung 2021/2022:
Polen
2018 hat Max Brück sein Kunststudium an der HfG Offenbach in den Fächern Experimentelle Raumkonzepte und Soziologie der Medien mit Auszeichnung abgeschlossen. In seiner künstlerischen Arbeit beschäftigt er sich mit Fragen nach dem persönlichen und kollektiven Gedächtnis. Wie entsteht Erinnerung, über welches Material kann sie sichtbar gemacht werden?
Mit seinem Reisestipendium untersucht Max Brück die Kohleabbaugebiete in Oberschlesien nahe Kattowitz in Polen. Diese Forschung steht im Kontext von Untersuchungen über große und mehrere Jahre andauernde Transformationsprozesse in europäischen Städten und ihrer Peripherie. In seiner raumgreifenden Installation Rückbau (2021) hat er sich mit dem Technischen Rathaus in Frankfurt am Main auseinandergesetzt, einem bekannten Bau der 1970er Jahre. Einst als brutalistisches Symbol für den Bruch mit der deutschen Vergangenheit errichtet und von der Stadtverwaltung genutzt, wurde das Gebäude seit den 2010er Jahren nach und nach abgerissen. An seine Stelle trat die Rekonstruktion der historischen Altstadt, die heftige und polarisierende Debatten innerhalb der Stadtgesellschaft ausgelöst hat. Max Brück untersucht in diesem Werk die Zusammenhänge zwischen dem Originalmaterial des Rathauses, das er in kleinen Stücken auf einem Fließband über Transportbänder und Materialrutschen befördert, und den Erinnerungen der Menschen an das Gebäude. In vakuumierten Päckchen können Betrachter*innen Steine mit nach Hause nehmen und mit ihrer eigenen Geschichte und Erinnerung an das Gebäude in Beziehung setzen. Max Brück interessiert sich auch für die Veränderung in kleinen Gemeinschaften. Tausende Dias sind Bestandteil seiner Arbeit Diathek (2019). Sie stammen aus dem Kunsthistorischen Institut der Justus-Liebig-Universität Gießen. Generationen studentischer Hilfskräfte, darunter auch Mitglieder der Geschäftsstelle der Hessischen Kulturstiftung, hatten Kunstwerke vor Ort oder aus Büchern abfotografiert. Die Bilder wurden entwickelt, gerahmt und beschriftet und in das Archiv des Instituts einsortiert, wo sie Studierenden und Lehrenden für Referate und Vorträge zur Verfügung standen. Dieser Prozess wurde durch die Digitalisierung obsolet. Die Arbeit Diathek zeugt vom Wandel von Arbeitsabläufen und Medien und erinnert an die Menschen, die darin eingebunden waren und deren Schrift noch heute gut auf den kleinen Diarahmen erkennbar ist. Das Material der Arbeit wird so zum Abbild gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Systeme und mit ihnen verbundener Veränderungsprozesse.